„Berliner Morgenpost“: Macron muss sich durchboxen / Kommentar von Peter Heusch zu …

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Berlin (ots)

Macron weiß sehr gut, dass seine Rentenreform genauso umstritten ist wie alle, die seine Vorgänger anzupacken wagten. Wenn es um ihren Ruhestand geht, der nach übereinstimmender Meinung gar nicht früh genug kommen kann, werden die Franzosen rebellisch. Und natürlich wusste Macron auch, dass Opposition wie Gewerkschaften das Durchboxen der Reform per Dekret als eine regelrechte Provokation ansehen würden.

An Mut oder Risikofreude freilich hat es diesem 45 Jahre alte Präsidenten selten gefehlt. Sowenig wie an dem Willen, den notorisch renitenten Galliern seinen Reformwillen aufzuzwingen, um das in vieler Hinsicht tatsächlich etwas altmodische Frankreich in eine Start-up-Nation zu verwandeln.

Macron ist es gelungen, eine ganze Reihe von Strukturreformen durchzuführen. Die meisten waren überfällig. Das gilt auch für die Rentenreform. In keinem EU-Mitgliedsstaat ist die Lebenserwartung höher und das Renteneintrittsalter niedriger als in Frankreich. Unsere Nachbarn beziehen zudem die höchste Durchschnittsrente in der EU und Paris muss bereits heute 14 Prozent des Bruttosozialprodukts aufbieten, um das Alterssicherungssystem zu finanzieren.

Dass es so nicht weitergehen kann, ist selbst den Franzosen zumindest unterschwellig klar. Der Rentenkasse drohen Milliardendefizite. Doch das alleine erklärt nicht Macrons eiserne Entschlossenheit. Scheitert die Rentenreform, welche er als die Mutter aller Reformen ansieht, würde das nicht nur sein gesamtes Modernisierungsprogramm in Frage stellen. Er droht auch – daheim wie bei den europäischen Partnern – frühzeitig nur noch als eine Ex-Führungspersönlichkeit dazustehen.

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