Theologe Seewald warnt vor Legendenbildung um verstorbenen Benedikt XVI. / Nachfolger …

Kölner Stadt-Anzeiger

Köln (ots)

Der Theologe Michael Seewald, Nachnachfolger Joseph Ratzingers auf dem Lehrstuhl für Dogmatik an der Universität Münster, warnt vor einer Legendenbildung um seinen Vorgänger, den am Silvestertag gestorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. Dessen Umfeld, das auf Kritik an ihm „oft dünnhäutig reagiert“ habe, bastele gerade an einer Sicht Benedikts als eines verkannten und von seinen Kritikern böswillig missverstandenen Kirchenlehrers, der den Stürmen der Zeit getrotzt habe und deshalb umso heftiger von jenen, die dem Zeitgeist verfallen seien, angegriffen werde“, sagte Seewald dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Mittwoch-Ausgabe).

„Langfristig wird das Werk eines Denkers dadurch gewürdigt, dass man es kritisiert und somit zeigt, dass man ihn ernst nimmt.“ Das werde auch bei Joseph Ratzinger, dem Theologen, und Benedikt XVI., dem Papst, so sein.

Die Größe des jungen Theologen Ratzinger liegt nach Seewalds Ansicht in einer Dynamisierung von Begriffen wie Dogma, Tradition oder Offenbarung. Damit habe er einen breiten Spielraum eröffnet, „den die Kirche für Reformen hätte nutzen können“. Im Lauf der Jahre habe sich Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation und erst recht als Papst aber immer weiter auf die Seite von Eingrenzung und Regulierung geschlagen.

„Die Tragik dieses Mannes besteht darin, dass viele seiner heutigen Verehrer ihm applaudieren, weil sie seine kirchenpolitischen Schlussfolgerungen gut finden.“, so Seewald weiter. „Einen wirklichen Zugang zu Ratzingers Theologie in ihrer ganzen Weite haben viele derjenigen jedoch nicht, die sich jetzt seine ’neuen Schüler‘ nennen, obwohl sie mit dem Professor Joseph Ratzinger als akademischem Lehrer nie etwas zu tun hatten.“

Seewald nannte Ratzingers stilistisches Können außerordentlich, monierte aber, dass „die Konsequenzen von Ratzingers blumigen Ausführungen oft dornig und schroff sein konnten“. Als Präfekt der Glaubenskongregation „konnte Ratzinger hart austeilen“, so Seewald.

Das Interview im Wortlaut:

www.ksta.de/386389

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