Unmöglich gemacht / Kommentar von Christian Matz

Allgemeine Zeitung Mainz

Mainz (ots)

Boris Palmer ist kein Nazi, er ist auch kein Rassist. Aber er greift in seiner ständigen Gratwanderung zwischen Profilierungssucht, Populismus und Provokation auch auf rassistisch zu verstehende Begriffe und Bilder zurück. Ein gefährliches Spiel in einem Feld, das keine Spielereien erlaubt. Und er ist offenkundig ein beratungsresistenter Narzisst, der seine eigene Weltsicht über die von anderen stellt. Und der sich mit seinem Auftritt in Frankfurt nun selbst ins Abseits stellt, der zurecht auch von Menschen verurteilt wird, die es bislang noch meist gut mit Palmer gemeint haben. Zwar hat er recht, wenn er den Eifer bestimmter Gruppen, Worte unabhängig von ihrem Kontext verbieten zu wollen und deren Absender kategorisch in die rechte Ecke zu stellen, verurteilt. Aber das rechtfertigt nicht einen derartigen Ausfall. Der Gebrauch und das Wissen um Sprache verändert sich. Vor wenigen Jahren war das mit N beginnende Wort noch in Vorabendserien und Kinofilmen zu hören. Aber inzwischen sollte das breite Bewusstsein vorhanden sein, dass dieses Wort historisch und auch heute noch für Menschen mit Rassismus und Gewalterfahrungen verbunden ist. Es wie Palmer wieder und wieder seinen Zuhörern trotzig entgegenzuspeien, zeigt, dass er nichts gelernt hat aus seinen bisherigen Konfrontationen. Noch schlimmer und unsäglich ist sein „Judenstern“-Vergleich. Der sich auch damit nicht entschuldigen lässt, dass der Tübinger OB von einer krakeelenden und diskursunwilligen (und wohl auch -unfähigen) Gruppe zuvor als Nazi beschimpft wurde. Nun sieht sich Palmer offenbar vor allem als Opfer; stattdessen wären Demut und die ernst gemeinte Bitte um Entschuldigung angebracht. Auch bei ihm ist Besserung nicht ausgeschlossen – bis dahin aber hat er sich unmöglich gemacht.

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